Pollen – Welche Auslöser, Welche Diagnostik?

Die wichtigsten Pflanzen, die Pollenallergien (Pollinosen) verursachen, werden entsprechend ihrer Blütezeit in Frühblüher (Baumpollen), Gräserpollen und Spätblüher (Kräuterpollen) eingeteilt. Häufig weisen die Allergieauslöser innerhalb einer Pflanzenfamilie eine starke strukturelle Ähnlichkeit auf und können eine Kreuzreaktivität mit verwandten Pflanzenarten auslösen. Für eine effiziente Allergiediagnostik bei Pollinosen ist es daher sinnvoll ein Screening anhand einer geringen Zahl an Vertretern einer Pflanzenfamilie zu untersuchen und im Anschluss Haupt- und Nebenallergene zu verwenden, die stellvertretend für die ganze Pflanzenfamilie stehen.

Da eine Mehrzahl der Allergiker Sensibilisierungen gegen mehrere Allergene aufweist die in unterschiedlichem Ausmaß zur Symptomatik beitragen, empfehlen wir ein übergreifendes Symptomprofil. Im IgE-Profil Asthma/Rhinitis werden die in Deutschland wichtigsten Auslöser von allergischer Rhinitis und Asthma erfasst:

Da Perenniale Allergene zu einer verringerten Symptomschwelle führen können und Allergiker häufig Polysensibilsierungen aufweisen, beinhaltet unser Symptomprofil Asthma/Rhinitis diese Allergene ebenfalls. Alternativ bieten wir jedoch auch Saison-spezifische Pollenprofile an (hier).

Für Privatpatienten oder Selbstzahler stellt das Blot-Pannel Inhalation eine kosteneffektive Alternative zum oben genannten Symptomprofil dar (mehr Informationen).

Mehrere Pollen positiv: PAMD@ identifiziert zuverlässig primäre Auslöser

In Abhängigkeit vom zeitlichen Auftreten der Pollinosen sollten die spezifischen IgE-Antikörper gegen die relevanten Haupt- und Nebenallergene z.B. von Birke und Esche (Frühjahrspollinose), Gräsern (Frühsommerpollinose) oder Kräuterpollen (Spätsommerpollinose) untersucht werden. So wird z.B. bei Verdacht auf eine Birkenpollenallergie das spezifische Hauptallergen Bet v 1 verwendet, um eine primäre Allergie gegen Birkenpollen nachzuweisen. Die Bestimmung der kreuzreagierenden IgE-Antikörper gegen Kolenhydratseitenketten (CCD) oder die Nebenallergene Bet v 2 (Profilin) und Bet v 4 (Polcalcin) helfen, eventuelle weitreichende Kreuzreaktionen zu erkennen. Durch diese kombinierte Testung können Sie im gleichen Schritt die Eignung für eine spezifische Immuntherapie (SIT) ermitteln.

Gerade für polysensibilisierte Patienten ist diese erweiterte Diagnostik von besonderer Bedeutung:

1. Sie verbessert die Erfolgsaussichten einer Hyposensibilisierung (Abb. 1)
In verschiedenen Studien wurde belegt, dass die auf Anamnese und Extraktdiagnostik-basierte Hyposensibilisierungsstrategie in über 50 % der Fälle bei polysensibilisierten Patienten nach Untersuchung der Allergenkomponenten angepasst wurde.

Abb. 1  PAMD@ erhöht die diagnostische Spezifität und erlaubt somit eine akkurate Strategie für die spezifische Immuntherapie (SIT) des Patienten: A – SIT mit Gräsern und Birke möglich; B – SIT ausschließlich auf Gräser empfohlen.

2. Sie identifiziert Pollenassoziierte Nahrungsmittelallergien
Das Auftreten von Allergien gegen pflanzliche Nahrungsmittel ist nicht selten auf Pollen-assoziierte Kreuzreaktionen zurückzuführen. Das Auftreten einer „Polysensibilisierung“ ist dabei häufig auf wenige definierte kreuzreagierende Allergenkomponenten (Panallergene) zurückzuführen.

ProteinfamilieStabilitätBeispiel für pflanzliche NahrungsmittelKlinische Expression
PR-10 Proteine
(Bet v1-Homologe)
Primäre Quelle: Birke
Empfindlich gegenüber Hitze
und Verdauung
Haselnuss, Apfel, Kirsche, Pfirsich, Karotte, Sellerie, Fenchel,
Petersilie, Soja, Erdnuss, …
Hauptsächlich orales Allergiesyndrom
nsLTP
Primäre Quelle: Beifuß oder Pfirsich
Resistent gegenüber Hitze
und Verdauung
Haselnuss, Apfel, Kirsche, Pfirsich, Erdnuss, Mais, Weintraube,
Gerste, Kohl,…
Häufig systemische Reaktionen
(auch Kofaktor-assoziiert)
Profiline
Primäre Quelle:
Meist Länger bestehende Pollenallergie
Empfindlich gegenüber Hitze
und Verdauung
Profiline sind in pflanzlichen Nahrungsmitteln weit verbreitet.
Typisch sind Reaktionen auf Zitrusfrüchte, Melone, Banane, Tomate
Hauptsächlich orales Allergiesyndrom
Gibberlin-regulierte
Proteine (GRP)

Primäre Quelle: Zypresse
Resistent gegenüber Hitze
und Verdauung
Pfirsich, Aprikose, Orange, GranatapfelHäufig systemische Reaktionen 
Kohlenhydrat-Determinanten (CCD) 
Primäre Quelle: Pollen und Insektengifte
Resistent gegenüber Hitze
und Verdauung
CCDs sind in pflanzlichen Nahrungsmitteln weit verbreitetMeist keine

Durch die Untersuchung von IgE gegen einzelne Allergenkomponenten lassen sich derartige Kreuzreaktionen klar identifizieren (Abb. 2;  mehr Informationen hier)

Abb. 2  Die Haselnusssensibilisierung dieses Patienten beruht auf einer Birkenpollen-assoziierten Kreuzreaktion. Cor a1 ist Hitze- und Verdauungslabil. Der Patient sollte rohe Haselnüsse meiden, verarbeitete Nüsse (z.B. in Nussnugatcreme) werden jedoch vertragen.

Quellen