Newsletter Juni 2024

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NEUES AUS DEM LABOR

Neue Diagnostik-Information zur Melatonin-Bestimmung im Speichel
Melatonin reguliert den Wach-Schlaf-Rhythmus und spielt eine Rolle als endogenes Antioxidanz. Unzureichende Melatonin-Ausschüttung kann Schlafstörungen zugrunde liegen und die antioxidative Kapazität herabsetzen. Die Melatonin-Messung im Speichel erfolgt je nach Fragestellung zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Unsere neue Diagnostik-Information gibt eine Übersicht über diese Möglichkeiten, Indikationen und die praktischen Details  (Link zum PDF).

Neuer Laborparameter: Dim Light Melatonin Onset
Der Dim Light Melatonin Onset (DLMO) ist ein Laborparameter, der aus Melatonin im Speichel zu verschiedenen Zeitpunkten den Chronotyp des Patienten und seine auf den Wach-Schlaf-Rhythmus angepasste günstige Bettzeit ermittelt. Details finden Sie in der neu erstellten Diagnostik-Information  (Link zum PDF).

Neue Diagnostik-Information zu Dünndarmfehlbesiedlung
Nicht selten sind Magen-Darm-Beschwerden auf einen Überwuchs von Bakterien im Dünndarm zurückzuführen. Dies kann über einen Atemgastest festgestellt werden. Hintergrundwissen zur Pathophysiologie dieser Dünndarmfehlbesiedlung (SIBO), zum Ablauf der Analyse und zur Interpretation der Ergebnisse finden Sie in unserer neuen Diagnostik-Information Dünndarmfehlbesiedlung (SIBO)  (Link zum PDF).

Biotin-Supplementierung hat keinen Einfluss auf unsere Laborparameter
Das IMD-Berlin arbeitet seit 2022 mit dem Alinity-System der Firma Abbott. Interferenzen mit Biotin sind hier ausgeschlossen, da bei diesem vollautomatisierten System nicht mehr mit biotinylierten Detektionssystemen gearbeitet wird. Andere Laborassays, die auf einer Biotin-basierten Detektion beruhen, können durch Hochdosis-Biotin-Therapie beeinflusst werden, wenn diese wenige Stunden vor der Blutentnahme erfolgt. Gewöhnliche Dosierungen bei der Biotin-Supplementierung beeinflussen aber auch die biotinylierten Laborassays nicht.

Aktuelles Webinar zur Relevanz toxischer Metalle für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Prof. Berthold Hocher hat den neuesten Stand der medizinischen Forschung zusammengefasst und aufgezeichnet. Vortragsvideo und Folien sind ab sofort in unserem Webinar-Archiv auf inflammatio.de frei zugänglich  (Link zum Vortrag).

LABORPARAMETER – NEU ERKLÄRT

Die IDO-Aktivität beeinflusst die Serotonin-Synthese
Die Enzymaktivität der Indolamin-2,3-Dioxygenase (kurz IDO-Aktivität) wird durch proentzündliche Zytokine wie TNF-alpha und IFN-gamma induziert. IDO baut Tryptophan zu Kynurenin ab und entzieht es dadurch der Biosynthese des stimmungsregulierenden Neurotransmitters Serotonin. Dieser Vorgang ist die biochemische Grundlage für das in der Forschung beschriebene „Sickness behaviour“, also die Antriebslosigkeit und der soziale Rückzug bei Entzündung. Diese Symptome des akuten Infekts haben sich zwar in der Evolution bewährt, können aber bei den chronischen Entzündungserkrankungen des heutigen Menschen einen eigenen Krankheitswert gewinnen. Die Diagnostik einer erhöhte IDO-Aktivität ist daher wichtig, um eine entzündlich bedingte Veränderung des Serotoninstoffwechsels zu erkennen. Auch vor einer möglichen Tryptophan-Supplementierung sollte eine gesteigerte IDO-Aktivität ausgeschlossen werden, um das Risiko einer überschießenden Bildung von neuroaktiven Kynureninen zu vermeiden. Die direkte Messung der IDO-Aktivität in aufgereinigten Immunzellen ist bisher nur am IMD etabliert und anhand von Patientenproben klinisch validiert  (Link zum Originalartikel). 

DIE FRAGE AUS DER PRAXIS

Ist ein positiver Rheumafaktor beweisend für eine Rheumatoide Arthritis?
Nein. Der Rheumafaktor (RF) ist nicht nur bei Rheumatoider Arthritis (RA), sondern auch bei zahlreichen anderen Erkrankungen nachweisbar. Positive Titer können sogar, meist in geringen Konzentrationen, bei Gesunden auftreten, insbesondere bei über 60-Jährigen. Umgekehrt schließt ein negativer RF-Befund eine Rheumatoide Arthritis (RA) nicht aus, denn RF kommen nur bei ca. 70-80 % der Patienten vor. Dennoch ist der RF einer der bekanntesten immunologischen Laborparameter in der Diagnostik der RA und weiterhin Bestandteil der Klassifikationskriterien. In Kombination mit den frühzeitig nachweisbaren und hochspezifischen ACPA (anti-citrullinierte Protein/Peptid-Antikörper), auch als CCP-Autoantikörper bekannt, wird die diagnostische Spezifität einer RA auf nahezu 100 % erhöht. Auch deutlich positiv nachweisbare IgM-RF gelten ähnlich wie die CCP-AAk als hochspezifisch für die RA. 

Bei Patienten mit eindeutiger klinischer Synovitis in mindestens einem Gelenk und unklarer Ätiologie ist es hilfreich, Klassifikationskriterien zu nutzen, die mittels Punktesystem die Beurteilung dieser Patienten vereinfachen (Aletaha et al., 2010). Diese vom American College of Rheumatology (ACR) und der European League Against Rheumatism (EULAR) entwickelten Kriterien dienen der Diagnosestellung einer RA und sind in der nachfolgenden Tabelle aufgeführt.

WISSENSCHAFT AM IMD

Auch normwertiger Blutdruck beeinflusst den Erfolg einer künstlichen Befruchtung 
Der Blutdruck spielt eine erhebliche Rolle bei Krankheiten (Schlaganfall, Mykardinfakt, chronisches Nierenversagen), die die Lebenserwartung verkürzen. Nun wurde erstmals von einem internationalen Team unter der Leitung von Prof. Dr. Berthold Hocher bei Frauen mit nach gegenwärtigen Kriterien normalem Blutdruck die Bedeutung dieses Parameters für den Beginn des Lebens analysiert (Link zur Publikation). Die Forschergruppe untersuchte den Zusammenhang zwischen dem Blutdruck vor der Schwangerschaft und der Lebendgeburtenrate – also der Wahrscheinlichkeit ein Baby zu bekommen - bei 73462 normotensiven Frauen, die sich einer In-vitro-Fertilisation (IVF) oder einer intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) unterzogen.

Die Ergebnisse zeigen eine inverse Korrelation: Ein Anstieg des systolischen Blutdrucks um 10 mmHg war unabhängig von anderen Faktoren mit einer um 1,2 % geringeren Wahrscheinlichkeit für eine Lebendgeburt verbunden. Weitergehende Analysen wiesen darauf hin, dass ein höherer – aber nach gegenwärtigen Vorstellungen noch normaler – Blutdruck das Risiko für Fehlgeburten im ersten Trimester steigert.

Die Studie legt nahe, dass auch bei normotensiven Frauen der systolische Blutdruck vor der Schwangerschaft ein wichtiger Faktor für den Erfolg von IVF/ICSI-Behandlungen ist. Die Einflussmöglichkeiten über Ernährungs- und Lebensstil-Änderungen und die Sicherstellung einer ausreichenden Vitamin-D- und Magnesium-Versorgung sollten daher vor und während der Schwangerschaft genutzt werden.

FÜR SIE GELESEN

Ernährung in der Schwangerschaft: Fisch ist nicht gleich Fisch!
Fisch ist reich an wertvollen Nährstoffen wie Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA), Selen, Jod und Vitamin D, die für den Verlauf der Schwangerschaft und die Entwicklung des Fötus wichtig sind. Gleichzeitig ist Fisch nicht selten mit toxischen Metallen und anderen schädlichen Umwelttoxinen belastet. Vor diesem Hintergrund untersucht eine aktuelle Studie den Zusammenhang zwischen dem monatlichen Fischkonsum (differenziert nach Fischarten) und der Entwicklung des Kindes während der Schwangerschaft (Alibrandi et al., J. Clin. Med. 2024, 13, 2131). Die prospektive Studie am Universitätskrankenhaus in Messina, Italien, teilte die Teilnehmerinnen nach Verzehrgewohnheiten bezüglich Fischart und Konsumhäufigkeit ein. Die Ergebnisse zeigen, dass der Konsum von kleinen öligen Fischen mit hohem DHA- und niedrigem Quecksilbergehalt (Makrele, Lachs, Sardine, Sardellen sowie Hornhecht und Spachtelfisch) positiv mit einem höheren Geburtsgewicht und Kopfumfang der Neugeborenen sowie einer geringeren Gewichtszunahme der Mütter während der Schwangerschaft assoziiert war. Der Verzehr dieser Fischarten war zudem signifikant mit einer niedrigeren Inzidenz von Schwangerschaftsdiabetes und -hypertonie sowie Kaiserschnitten verbunden. Weitere multizentrische Studien mit längeren Nachbeobachtungszeiträumen sind notwendig, um diese Befunde zu bestätigen und die langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit von Müttern und Kindern zu analysieren. Die im Blut zirkulierende Quecksilberbelastung und der Omega-3-Versorgungsstatus können im Labor aus EDTA-Blut bestimmt werden.

Cortisol und Cortison im Speichel sind zuverlässige Screening-Parameter für das Cushing-Syndrom 
Das Cushing-Syndrom (CS) ist durch pathologisch erhöhte Cortisolspiegel gekennzeichnet. Die Diagnose von CS stellt eine Herausforderung dar, da es oft mit allgemeinen Symptomen wie Bluthochdruck und Diabetes einhergeht, die in der Bevölkerung weit verbreitet sind. Die hier vorgestellte Studie zielt darauf ab, die diagnostische Genauigkeit und den Nutzen verschiedener Tests zur Entwicklung eines Screening-Algorithmus für CS zu evaluieren (Efthymiadis et al., J Endocrin Invest 2024; Online-Vorabpublikation). Dazu wurden folgende Parameter in einer Gruppe von 93 Patienten mit Verdacht auf CS untersucht: (1) Spätabend-Cortisol und -Cortison im Speichel, (2) Dexamethason-Suppressionstest sowie (3) Cortisol im 24h-Sammelharn. Von den 93 Patienten wurden 53 mit CS diagnostiziert, bestätigt über IPSS (Inferior Petrosal Sinus Sampling). Dabei war der Dexamethason-Suppressionstest mit dem Spätabend-Cortisol und -Cortison im Speichel vergleichbar. Cortisol im Urin zeigte hingegen keine signifikante Korrelation. Die Studie erlaubt folgende Schlussfolgerungen: Speichelmessungen bieten eine effektive, nicht-invasive und kosteneffiziente Methode zur Diagnose des Cushing-Syndroms. Ihre hohe diagnostische Genauigkeit und einfache Handhabung machen sie zu wertvollen Werkzeugen im Screening und in der klinischen Praxis. In der praktischen Anwendung bitte darauf achten, für die Speichelabgabe eine Cortisol-Salivette zu verwenden. Die Laboranforderung „Cortsiol/Cortison 22-24 Uhr“ bitte im Feld „Weitere Anforderungen“ eintragen oder in Labgate auswählen. 

FORTBILDUNGEN

Online-Seminare

18.09.2024
19 - 21 Uhr
Metallbelastung als Mit-Auslöser von Autoimmunerkrankungen?
Neue Erkenntnisse angewandt in Diagnostik und Therapie!

Programm und Anmeldung
 
Volker Engelhardt
Dr. rer. nat. Katrin Huesker
Dr. rer. nat. Brit Kieselbach
09.10.2024
19 - 21 Uhr
Zytokinmessungen in Stuhl und Speichel – Indikationen und diagnostische Bedeutung
Programm und Anmeldung
 
Dr. rer. nat. Cornelia Doebis 
Dipl.-Biochem. Christine Lenz 
Dr. rer. nat. Anne Schönbrunn
 
13.11.2024
19 - 21 Uhr
Ausflug in die Autoimmundiagnostik - Befundinterpretation anhand
klassischer und ungewöhnlicher Patientenfälle

Programm und Anmeldung
 
Dr. rer. nat. Brit Kieselbach
11.12.2024
19 - 21 Uhr
Können Omega-3-Fettsäuren auch kontraindiziert sein?
Adäquate Supplementierung bei oxidativem Stress und Mitochondriopathie

Programm und Anmeldung

 
Dr. rer. nat. Katrin Huesker
Ärztin Andrea Thiem 
in Kooperation mit NORSAN GmbH

Präsenz-Fortbildungen

26.06.2024
in Berlin
Mikrobiomanalysen und Atemgastests in der Darmdiagnostik
Programm und Anmeldung

 
IMD Berlin MVZ
10.07.2024
in Berlin
Stuhldiagnostik am Puls der Zeit
Programm und Anmeldung

 
IMD Berlin MVZ
18.09.2024
in Hamburg
 
Optimale Knochenregeneration nach Implantation und bei der Parodontitistherapie
Programm und Anmeldung
IMD Berlin MVZ
08. - 09.11.2024
in Berlin-Blankenfelde
22. Umweltmedizinische Jahrestagung | Immunsystem und Ernährung
Programm und Anmeldung

 
Deutscher Berufsverband Klinischer Umweltmediziner e.V.

Kurse und Curricula

Ausbildung zum Therapeuten für Funktionelle Medizin
Termine und Anmeldung
 
Europäische Gesellschaft Funktionelle Medizin e.V.
Ausbildung zum Orthomolekular-Therapeuten
Termine und Anmeldung

 
Forum Orthomolekulare Medizin in Prävention
und Therapie e.V.
DEGUZ Kompakt-Curriculum Umwelt-ZahnMedizin
Termine und Anmeldung
 
Deutsche Gesellschaft für Umwelt-ZahnMedizin e.V.
Kairos-Inspirationstage: Erfüllung und Selbstbestimmung im Heilberuf
Termine und Anmeldung
 
Kairos –
Institution für medizinische und persönliche Transformation
Multisystemerkrankungen
Termine und Anmeldung
 
Medizin 3.0. 
Dr. rer. nat. Marco Schmidt
Weiterbildung der Ärztegesellschaft für Klinische Metalltoxikologie (KMT)
„KMT-Curriculum“

Programm und Anmeldung
Ärztegesellschaft für Klinische Metalltoxikologie e.V.

Informationen zu Programm und Referenten sowie zur Anmeldung für diese und weitere Fortbildungen finden Sie unter:  Fortbildungen

REDAKTION UND INHALTLICHE BETREUUNG

Dr. med. Volker von Baehr ()
Dr. rer. nat. Cornelia Doebis (Biomarker & Durchflusszytometrie - )
Prof. Dr. med. Oliver Frey (Immundefektdiagnostik & Immunphänotypisierung - )
Prof. Dr. med. Berthold Hocher (Endokrinologie - )
Dr. rer. nat. Katrin Huesker (Spurenelemente & Metalle -
Dr. rer. nat. Brit Kieselbach (Autoimmunologie - )
Dr. rer. nat. Anna Klaus (Allergie - )
Dr. rer. nat. Christiane Kupsch (Mikrobiomanalytik - )
Dr. rer. nat. Anne Schönbrunn (Funktionelle Immundiagnostik - )
Dr. rer. nat. Sabine Schütt (Immungenetik - )
Andrea Thiem, Praktische Ärztin (Mikrobiom & Orthomolekulare Medizin - )