Coenzym Q10 – wichtiges Antioxidans und Coenzym für die ATP-Synthese

Coenzym Q10 (oft auch kurz Q10 oder Ubichinon 50 genannt) ist ein Chinon-Derivat mit lipophiler Isoprenoid-Seitenkette. Es zeigt strukturelle Ähnlichkeiten mit dem Vitamin E.
Coenzym Q10 kann vom menschlichen Organismus selbst produziert werden. Über die Nahrung werden täglich etwa drei bis fünf Milligramm aufgenommen, was aber von den Ernährungsgewohnheiten und der intestinalen Aufnahmekapazität abhängt.
Q10 ist enthalten in öligem Fisch (Sardinen, Makrelen usw.), Nüssen (z. B. Pistazien), Innereinen (Leber), Hülsenfrüchten, Rosenkohl, Brokkoli, Kartoffeln und Spinat sowie auch in Sesam, Sonnenblumenkernen und guten biologisch zubereiteten Pflanzenölen. Das Erhitzen senkt den Gehalt an biologisch verwertbarem Q10. Einen kleineren Beitrag für den Q10-Haushalt liefert auch die Synthese durch die intestinale Flora und anschließende Resorption.

Ohne Coenzym Q10 keine ATP-Synthese

Coenzym Q10 ist in allen Zelltypen als essentielles Coenzym an der oxidativen Phosphorylierung beteiligt, über die mehr als 90 % der gesamten Körperenergie (ATP) erzeugt wird. Dabei überträgt Q10 Elektronen und Protonen zwischen dem Komplex I bzw. Komplex II und dem Komplex III der Atmungskette.

Coenzym Q10 als starkes Antioxidans

Neben den Vitaminen C und E, Glutathion und Liponsäure gehört Coenzym Q10 zu den "5 großen Antioxidantien". Q10 ist zudem an der Regeneration von Vitamin E beteiligt.

Die Kehrseite des Coenzym Q10

Q10 besitzt auch prooxidierende Eigenschaften. So ist es involviert in die Bildung von reaktiven Sauerstoffspezies (ROS) durch die Entstehung von Superoxid durch Ubisemichinon-Radikale welche ihrerseits oxidative Membranschädigungen (v.a. durch Lipid-peroxidation) verursachen können. Dieses wird vor allem für die Pathogenese von degenerativen chronischen Erkrankungen diskutiert. Vor allem aus diesem Grund wird von einer unkontrollierten Einnahme abgeraten. Eine ggf. notwendige Substitution sollte sich am Richtwert des Serumspiegels orientieren.

Wann tritt eine Unterversorgung mit Coenzym Q10 auf?

Die wichtigste Ursache sind bestehende chronische Entzündungserkrankungen. Einerseits führen sie über eine verbrauchsinduzierte gesteigerte ATP-Synthese zu einer stärkeren Reduktion von Coenzym Q10, welches aufwändig regeneriert werden muss. Andererseits bedingt der häufig mit chronischen Entzündungen einhergehende nitrosative Stress einen Q10-Mangel, weil die Nitrosierung von Tyrosin die endogene Synthese von Q10 reduziert (Q10 ist ein Syntheseprodukt aus Tyrosin und Mevalonsäure). Zudem hat Nitrotyrosin selbst eine stark oxidierende Wirkung auf Coenzym Q10.

Niedrige Blutspiegel wurden auch bei Stress, Rauchen, exzessivem Sport, Übergewicht und Störungen in der Ernährungsverwertung bei Darmerkrankungen beobachtet. Eine damit oft einhergehende Störung der Darmflora vermindert zudem zusätzlich die Synthese von Q10 durch intestinale Bakterien. Des Weiteren können verschiedene Medikamente eine „Unterversorgung“ bedingen. Zum Beispiel kann es unter der Einnahme von Statinen zu einem Absinken des Coenzym Q10-Blutspiegels kommen, da Statine die HMG-CoA-Reduktase hemmen und somit auch die Ausgangsstoffe für die Synthese von Coenzym Q10 reduzieren. Des Weiteren kann ein Mangel an den oben genannten Q10-haltigen Nahrungsmitteln die Versorgung weiter reduzieren (va. bei stark fettreduzierter Ernährung).

Welche Laborwerte sollten Anlass für die Bestimmung von Q10 sein?

Bei erniedrigtem intrazellulären ATP stellt die Q10-Bestimmung und ggf. die Substitution eine wichtige Maßnahme dar. Zudem sind erhöhte Entzündungszytokine (TNF-a, IL-6, IP-10) oder auch ein erhöhtes Nitrotyrosin als Marker für einen nitrosativen Stress indikativ für einen möglichen Mangel an Coenzym Q10.

Die Bestimmung von Coenzym Q10 erfolgt im Serum. Die Kosten betragen 33,22 € für Selbstzahler und 38,20 € für Privat-Versicherte. Privatkassen übernehmen bei gegebener Indikation die Kosten.

Lipid-korrigierte Coenzym Q10-Bestimmung

Coenzym Q10 wird im Serum bestimmt. Üblicherweise findet sich eine gute Korrelation zwischen Q10 im Serum und dem intrazellulären Spiegeln. Es muss allerdings beachtet werden, dass sich Coenzym Q10 im Blut an Cholesterin bindet. Eine Hypercholesterinämie kann somit eine normale oder sogar sehr gute Coenzym Q10-Versorgung vortäuschen, weshalb von einigen Labors die Korrektur an Hand des Cholesterinwertes als „unbedingt notwendig“ beworben wird.  Wir empfehlen, diese Korrektur auch, allerdings nur bei Cholesterinwerten über 250 mg/dl. Bei der zu Grunde liegenden Berechnungsformel kann erst bei Cholesterinwerten > 250 mg/dl oder höher ein grenzwertig normaler Qoenzym Q10-Wert auch zu einem Lipid-korrigierten Q10-Quotient von < 0,2 führen. Bei normalen Cholesterinspiegeln oder auch therapeutisch normalisierten Werten (z.B. unter Statintherapie) kann die Korrektur sogar fälschlich eine gute Q10-Versorgung vortäuschen. Dieses ist gerade deshalb  fatal, weil gerade Statintherapien nicht nur die Cholesterin- sondern auch die Coenzym Q10-Synthese hemmen.
Sollten Sie die Lipid-Korrektur der Coenzym Q10-Werte wünschen, können Sie auch das nachfolgende Korrekturprogramm nutzen.

Coenzym Q10:  mg/l
Cholesterin:  mg/dl
 

Bei Quotienten < 0,2 muss angenommen werden, dass der gemessene Coenzym Q10-Wert als zu hoch einzuschätzen ist.