Zellulärer Immunstatus - Interpretation
Allgemeines
Der zelluläre Immunstatus gibt Auskunft über relative und absolute Zahlen von Zellpopulationen (Mono-, Granulo- und Lymphozyten) und Lymphozytensubpopulationen im Blut. Interpretiert werden gewöhnlich die Absolutzahlen (Zellen/Mikroliter), mit Ausnahme der Aktivitätsbeurteilung (z.B. HLADR+/CD3+), wo der prozentuale Anteil betrachtet wird. Nachfolgend sind die wichtigsten, im zellulären Immunstatus erfassten Zellpopulationen und die häufigsten Ursachen für Abweichungen aufgeführt.
Hinweis: Die Normwerte sind altersabhängig. Nachfolgend sind die für Patienten zwischen dem 18. und 60. Lebensjahr angegeben.
Normwerte
Anstieg | Abfall | |
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T-Lymphozyten |
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T-Helferzellen |
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CD8-Lymphozyten |
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"CD28-Status" | Die CD8-Lymphozyten wurden früher als Suppressorzellen bezeichnet. Das ist falsch. Mehr als 50% sind zytotoxische T-Lymphozyten (CD28+/CD8+) und eher der geringere Teil hat regulatorische Suppressorfunktion (CD28-/CD8+). Bei Immunaktivierung steigt der Anteil an zytotoxischen CD8-Zellen im Normalfall an. Bei Tumorpatienten ist ein relativer Anstieg zytotoxischer Zellen im Vergleich zu regulatorischen CD8-Zellen ebenfalls von Vorteil. | |
CD4+/CD8+-Ratio |
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B-Lymphozyten |
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Natürliche Killerzellen |
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Unreife Lymphozyten | Erhöhung bei gesteigerter Lymphozytopoese (reaktiv), seltener bei lymphoproliferativen Erkrankungen, Befundkontrolle ist empfehlenswert. | |
Regulatorische CD4-Zellen (Treg) | Bei Tumorpatienten und im Verlauf von immunstimulierenden Therapien ungünstig aufgrund der suppressorischen Eigenschaften | im Rahmen von Autoimmunerkrankungen ungünstig, da autoreaktive Zellen nicht eliminiert werden |
CD39+ Treg-Zellen | CD39-positive Treg-Zellen können proinflammatorisches Adenosintriphosphat (ATP) in immunsuppressives Adenosin umwandeln. CD39+ Treg-Zellen haben über diesen Mechanismus verstärkte regulatorische/immunsuppressive Eigenschaften. Insofern ist v.a. bei Tumor-Immunstimulation ein Anstieg dieser Zellfraktion als ungünstig zu bewerten. | |
CD31+ T-Zellen (Thymusreserve) | Hohe Werte sind als günstig anzusehen (gute Thymusrestfunktion, intakte Neuproduktion naiver T-Lymphozyten), evtl. Anstieg unter Therapie mit Thymusfaktoren | deutet auf eine verminderte Thymusreserve hin, d.h. weniger naive T-Zellen werden in die Peripherie abgegeben, mögliche Ursache persistierender Lymphozytopenien (Differenzierung ob es sich um einen erhöhten „Verbrauch“ durch chronische Infektion oder einen verminderten „Nachschub“ handelt), nach Thymektomie |
Verhältnis Naive T-Zellen [CD3+/CD45RA+] | Mit zunehmendem Alter nimmt der Anteil an Memory-Zellen konstitionell zu. Erhöhte Werte deuten auf chronische Auseinandersetzungen des Immunsystems mit Antigenen hin (chronische Infektionen, persistierende Autoimmunprozesse). |
Wichtig
Der zelluläre Immunstatus gibt keine Auskunft über die Funktionsfähigkeit der Zellpopulationen, da auch normale Zellzahlen einen funktionellen Immundefekt nicht ausschließen. Bei der Fragestellung nach einem "Immundefekt" sollten auch die Funktionsteste (LTT- Immunfunktion, NK- Funktionstest) veranlasst werden.