Optische Zählung der Retikulozyten und Thrombozyten im Reti-Kanal
Im Reti-Messkanal werden durch Lyse die Erythrozyten zerstört, Retikulozyten und Thrombozyten nicht. Damit werden diese Zellen mit der Streulichtmessung erfasst. Durch die zusätzliche Anfärbung der Zellen mit dem Fluoreszenzfarbstoffgemisch Polymethin / Oxazin, das an Nukleinsäuren bindet, wird das RNA-Netzwerk der Retikulozyten und der Thrombozyten angefärbt. Je höher die Fluoreszenzintensität, desto mehr Nukleinsäuren sind in der Zelle, und desto unreifer sind sowohl Retikulozyt als auch Thrombozyt.
Im Reti-Scattergramm sieht man Erythrozyten und Retikulozyten als größere Partikel mit höherem Vorwärtsscatter-Signal als Punktewolken über den Thrombozyten. Diese Technik ermöglicht es, Retikulozyten und Thrombozyten verschiedener Reifestufen über deren Fluoreszenzintensität zu unterscheiden. Von praktischem Nutzen sind die so ermittelten Parameter IPF (immature Plättchen Fraktion %) und IRF (immature Retikulozyten Fraktion %).
Der Parameter IPF ermöglicht bei Thrombozytopenie die Zustände mit vermehrtem Thrombozytenverbrauch z. B. thrombotisch-thrombozytopenische Purpura (TTP) oder autoimmun Thrombozytopenie (AITP) von solchen mit verminderter Neubildung (myelodysplastische Syndrome) zu unterscheiden.
Abb. 13 Scattergramm für optische Zählung von Erythrozyten, Retikulozyten und Thrombozyten
Vorwärtsstreulicht --> Größe/ Hb-Gehalt; Fluoreszenz --> RNS/DNA-Gehalt