LTT auf Infektionserreger
Mit dem Lymphozytentransformationstest (LTT) werden antigenspezifische T - Lymphozyten im Blut nachgewiesen. Die Spezifität des LTT muss durch die Auswahl von geeigneten und Chargen - abhängig geprüften Testantigenen gesichert sein. Für infektiologische Fragestellungen finden dafür aufgereinigte Lysate, isolierte spezifische Bestandteile von Infektionserregern und rekombinant hergestellte Erregerantigene Verwendung.
LTT auf Herpesviren
Besonders wichtig ist der erregerspezifische LTT bei obligat latenten Infektionen (z. B. CMV, EBV oder anderen Herpesviren), da die Antikörpernachweise nach erfolgter Primärinfektion in der Regel lebenslang positiv sind – oft unabhängig von der Aktivität der Viren. Serologisch kann meist nur im frühen Infektionsstadium zwischen einer latenten und einer aktiven Infektion unterschieden werden. Im Unterschied zu den fakultativ persistierenden Infektionen (siehe unten) ist der LTT bei den Herpesviren nach erfolgter Primärinfektion meist lebenslang positiv. Hier gibt die Stärke der Reaktion Auskunft darüber, ob sich das Immunsystem häufig oder aktuell verstärkt mit dem Erreger auseinandersetzt. Daher ist ein hoher Stimulationsindex im LTT ein Hinweis auf eine endogene Reaktivierung oder eine persistierend aktive Infektion.
LTT auf fakultativ persistierende Bakterien
Eine weitere wichtige Indikation für den erregerspezifischen LTT sind fakultativ persistierende Infektionen mit z. B. Chlamydien (trachomatis und pneumoniae), Yersinien, Borrelia burgdorferi, Helicobacter oder Lamblien. Bei den genannten Erregern sind die Symptome der Erkrankung meist unspezifisch. Der Labornachweis einer Infektion erfolgt mit der Bestimmung erregerspezifischer IgG-, IgM- und zum Teil auch IgA-Antikörper im Blut (serologische Diagnostik). Der direkte Erregernachweis mittels mikrobiologischer Kulturverfahren oder DNA-Nachweis (z. B. Borrelien-PCR) ist selten hilfreich, da sich die genannten Erreger kaum im Blut aufhalten. Hier ist allenfalls ein positives Ergebnis wertvoll. Negative Resultate hingegen können eine aktive Infektion nicht ausschließen. Die serologische Diagnostik ist ebenfalls mit Problemen behaftet. Spezifische Antikörper treten erst 2 bis 6 Wochen oder noch später nach einer Infektion auf.
Abhängig von der Erregerspezies und vom Infektionsstadium ist in 5-15 % der Fälle mit seronegativen Verläufen zu rechnen (v. a. bei der Borreliose und Yersiniose). Zudem ist ein positiver serologischer Befund nicht beweisend für ein aktuell mit einem entsprechenden Erreger assoziierten Krankheitsbild, sondern häufig Folge einer (manchmal unbemerkten) früheren Infektion. Die erregerspezifischen Antikörper persistieren auch nach ausgeheilter Infektion, z. B. nach einer adäquaten antibiotischen Behandlung, über Jahre.
Mit serologischen Methoden kann eine stattgefundene Infektion mit fakultativ persistierenden Bakterien relativ sicher nachgewiesen werden. Es kann aber nicht sicher auf den aktuellen Aktivitätsgrad der persistierenden Infektionserkrankung geschlossen werden.
Es hat sich erwiesen, dass die Lücken der serologischen Diagnostik zum großen Teil durch zelluläre Verfahren wie den LTT geschlossen werden können.
Der LTT ist nur dann positiv, wenn eine erhöhte Anzahl von erregerreaktiven Effektor-T-Lymphozyten im Blut vorhanden ist. Dieses wiederum ist nur dann der Fall, wenn eine aktive Auseinandersetzung des Immunsystems mit dem Erreger stattfindet. Es ist bekannt, dass die Anzahl erregerspezifischer T-Zellen im Blut nach antibiotischer Therapie deutlich zurückgeht, was an einem rückläufigen LTT-Ergebnis zumeist sehr gut erkennbar ist.
Nach umfangreichen Arbeiten zur Standardisierung und Validierung können derzeit zusätzlich zur Serologie folgende erregerspezifischen LTT-Untersuchungen angeboten werden:
Für obligat latente Infektionen
LTT- Herpesvirus 1 (HSV 1, Herpes labialis)
LTT- Herpesvirus 2 (HSV 2, Herpes genitalis)
LTT- EBV (Epstein-Barr Virus)
LTT- CMV (Cytomegalievirus)
LTT- VZV (Varizella zoster Virus)
Auf diese Viren kann einzeln getestet werden oder im Profil (LTT-Herpesviren). Letzteres hat den Vorteil, dass die T-Zellreaktivität vergleichend betrachtet werden kann und somit Auffälligkeiten bei einzelnen Viren besser erkannt werden.
Für fakultativ persistierende Infektionen
LTT- Borrelien
LTT- Chlamydia trachomatis
LTT- Chlamydia pneumoniae
LTT- Yersinien
LTT- Giardia lamblia (Lamblien)
LTT- Helicobacter pylori
LTT- Streptokokken
LTT- Staphylokokken
LTT- Candida albicans
Eine Sonderstellung nimmt der LTT-Candida albicans ein. Ähnlich wie bei Herpesviren ist hier durch die physiologische Auseinandersetzung des Immunsystems mit intesti-nalen Candida-Antigenen eine (moderat) positive LTT-Antwort normal. Der LTT auf Candida albicans wird einerseits durchgeführt bei Verdacht auf einen Defekt der Candida-Immunabwehr (dann negatives LTT-Ergebnis), oder bei Verdacht auf eine chronisch aktive Auseinandersetzung mit Candida, die in der Regel auf einer gesteigerten Darmpermeabilität (leaky gut) beruht. In diesem Fall zeigt der LTT ein deutlich erhöhtes LTT-Resultat.
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Die meisten klinischen Studien liegen zur Anwendung des LTT auf Borrelienantigene vor. Auf Grund der ähnlichen Immunpathogenese können die Ergebnisse allerdings auf andere fakultativ persistierende Bakterien übertragen werden, da bei allen Bakterien die Anzahl erregerreaktiver T-Effektorzellen im Blut zur Aktivität der Infektion korreliert.