Polyzystisches Ovar-Syndrom (PCOS)
Definition nach Rotterdam-Klassifikation
Ein PCO-Syndrom liegt vor, wenn mindestens zwei der folgenden drei Kriterien erfüllt sind:
- Oligo-/Amenorrhoe bzw. Anovulation
- Hyperandrogenämie bzw. Hyperandrogenismus (Androgenisierungserscheinungen)
- Polyzystische Ovarien im Ultraschall
Andere Ursachen für eine Hyperandrogenämie/Hyperandrogenismus müssen ausgeschlossen worden sein. Pathogenese Faktoren bei der Entstehung sind:
- genetische
- endokrinologische
Häufig:
- Insulinresistenz
- Erhöhter Insulinspiegel wirkt reduzierend auf SHBG-Serumspiegel und begünstigt Entwicklung einer ovariellen Hyperandrogenämie.
- Erhöhter Insulinspiegel begünstigt die Entwicklung einer Adipositas.
Diagnostik
Leitsymptome sind:
- Zyklusstörungen (Oligiomenorrhoe, Amenorrhoe)
- Hyperandrogenismus
Klinische Diagnostik
- Körperliche Untersuchung
- Beurteilung von Ausprägung des Hyperandrogenismus (Hirsutismus mit Ferriman und Gallwey, Alopezie mittels Ludwig-Score)
- Gynäkologische Untersuchung mit Vaginalsonographie
Labordiagnostik
- Abklärung differentialdiagnostisch
- Zyklusstörungen
- Quelle der Hyperandrogenämie mit Bestimmung von
- Ostradiol
- LH
- FSH
- Prolaktin
- DHEAS
- Testosteron
- Androstendion
- SHBG
- TSH
Gegebenenfalls zusätzlich
17α-OH-Progesteron
Cortisol
Bei auffälligen 17α-OH-Progesteron-Werten ggf.
- Funktionsdiagnostik (ACTH-Test)
Bei jeder Patientin sinnvoll:
- OGTT:
Oraler Glukosetoleranztest mit 75 g Glukose mit Insulinbestimmung nüchtern, +1 Stunde, +2 Stunden
Begründung:
Ausschluss einer manifesten Glukosestoffwechselstörung bzw. Klärung einer Insulinresistenz. Denn: Die meisten PCOS-Patientinnen haben normale basale Insulinwerte. Unter Stimulation steigen diese aber überproportional an bzw. fallen nicht zeitgerecht wieder ab. Insofern fallen diese Patientinnen erst in einer Insulin-Verlaufsmessung auf. Verlässt man sich zur Klärung einer peripheren Insulinresistenz allein auf die Bestimmung des „HOMA IR“ (errechnet aus Nüchtern-Insulin und Nüchtern-Blutzucker), werden viele Patientinnen falsch unauffällig eingeordnet.
Therapie
Bei Übergewicht oder Adipositas:
- Gewichtsreduktion
Bei BMI >30 kg/m2 und Insulinresistenz (nachgewiesen im OGTT mit Insulinbestimmung und Beurteilung des Insulinverlaufs) und Ausschluss der Kontraindikationen (in erster Linie Leber- und Niereninsuffizienz):
- Metformin (Off-Label)
Metformin unterstützt die Gewichtsreduktion und wirkt oft bereits regulierend auf den Zyklus mit regelmäßigen Ovulationen.
Bei Kinderwunsch von adipösen Patientinnen:
- Gewichtsreduktion mit Ziel BMI <30 kg/m2
- ggf. Metformin zur Unterstützung der Gewichtsreduktion (Off-Label)
Zur Ovulationsinduktion:
- Letrozol (Off-Label
Obgleich Off-Label: Therapie der ersten Wah
Anwendung: 2,5 - 7,5 mg über 5 Tage (Schema wie bei Clomifen) - Clomifen
Zur Ovulationsindikation bei Clomifen-resistenten Patientinnen:
- Bei PCOS-Patientinnen ohne ovarielle Reaktion auf 100 – 150 mg Clomifen/Tag kann unter Einnahme von Metformin ein erneuter Therapieversuch mit gleichzeitiger Gabe von Clomifen und Metformin unternommen werden.
Weitere Optionen bei Kinderwunsch:
- Gonadotroinstimulation
- Ovarielles Drilling (Laparoskopische Elektro- oder Laserkoagulation der Ovaroberflächen)
Ohne Kinderwunsch zur Zyklusregulierung und Therapie der Androgenisierungssymptome (Alopezie, Hirsutismus, Akne):
- Hormonelles, kombiniertes orales Kontrazeptivum mit androgen wirksamem Gestagen
Laborparameter
- Ostradiol
- LH
- FSH
- Prolaktin
- DHEAS
- Testosteron
- Androstendion
- SHBG
- TSH
- 17α-OH-Progesteron
- ACTH
- Cortisol
Material und Abrechnung
1 Serumröhrchen
Der Transport ins Labor ist nicht zeitkritisch und kann per Postversand erfolgen.
Eine Abrechnung ist bei gegebener Indikation im kassen- und privatärztlichen Bereich gegeben.