Labor & Praxis

Ab sofort: Stuhlproben nur per Kurierversand!

Pilotstudie zeigt präanalytische Anfälligkeit von Stuhlproben.

"Stuhldiagnostik ist Voodoo-Medizin".
Das sagte Prof. Thomas Frieling kürzlich auf einer Pressekonferenz anlässlich der neuen S3-Leitlinie Reizdarm. Interessant ist seine Begründung:

„Diese Stuhl-Ökogramme haben keine klinische Bedeutung, wegen der in der Praxis langen Transportzeiten, wodurch sich die Zusammensetzung der Mikroben komplett verändert. Das, was im Labor ankommt, ist nicht repräsentativ für das, was im Darm zu finden ist“.              

Solche Aussagen sind Wasser auf die Mühlen der ewigen Kritiker. Das ist ärgerlich und hat uns dazu veranlasst, die wichtigsten Parameter der Stuhlanalytik bei unterschiedlichen Transportzeiten und Transportbedingungen zu prüfen.

Die Ergebnisse sind eindrucksvoll. Temperatur und Transportzeit verfälschen den Laborbefund!
Schon 3 Tage Raumtemperatur verändern deutlich Bifidobakterien, Laktobacillen und sIgA. Dramatisch ist der Postversand im Sommer: Bifidobakterien und E.coli fallen bei allen Patienten drastisch ab, Laktobacillen steigen an, sIgA verschwindet vollständig. Die Laboranalytik dieser Proben ist damit wertlos.

Sie finden die wichtigsten Ergebnisse im Sonderdruck:  

„Untersuchung präanalytischer Einflüsse der Probenlagerung bei Stuhlanalysen“

Das Fazit unserer Studie ist, dass Stuhlproben tatsächlich präanalytisch kritisch sind.  

Der Transport sollte deshalb über den Laborkurier erfolgen, so wie das viele Praxen bereits machen:

  • Der Patient bringt die Probe (versandverpackt) zurück in die Praxis, so dass sie dem "Blutlaborkurier" mitgegeben werden kann.
  • Oder wir holen sie bei ihm per Kurier von zu Hause ab, wenn die erneute Anreise zum Arzt zu weit wäre (sollte eine Ausnahme sein).
  • Den Berliner Patienten bitten wir, die Probe direkt zu uns ins Labor zu bringen.

Wir werden ab der kommenden Woche nur noch Analysen bearbeiten, die nicht älter als 48 h sind. 

Wir bitten Sie, diese alternativlose Maßnahme zu unterstützen. Nur so kann ein medizinisch wertvoller Befund erstellt werden. Nur so haben wir Argumente und müssen uns nicht als Voodoo-Mediziner bezeichnen lassen.


Hinweis:

Ergänzend haben wir den Einfluss von winterlichen Temperaturen auf Stuhlanalysen getestet. Bei -10°C haben wir deutliche Veränderungen in den Kulturanalysen festgestellt. Während Bacteroides spp., Bifidobacterium spp. und E. coli nach Kältestress ein signifikant vermindertes Anzuchtverhalten zeigten, waren Lactobacillus spp. und Enterococcus spp. erhöht.

Im Gegensatz zur Hitzeeinwirkung im Sommer, hat Kälte aber keinen verfälschenden Einfluss auf α-1-Antitrypsin, Calprotectin, Histamin und sekretorisches IgA.

Die wichtigsten Ergebnisse finden Sie hier: SI_Mikrobiom_Stuhlprobenversand_im_Winter.pdf