Newsletter April 2024

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NEUES AUS DEM LABOR

Neu am IMD: Vitamin K1 und K2 im Serum
Aufgrund verbesserter Präanalytik können wir nun neben ucOsteocalcin (ucOC) auch die Serumanalyse von Vitamin K1 und zwei Vitamin K2-Metaboliten (MK-4, MK-7) anbieten. Die Konzentrationsbestimmungen mittels HPLC zeigen zwar, im Gegensatz zum Biomarker ucOC, ausschließlich die aktuelle Verfügbarkeit in der Zirkulation an, erlauben aber eine Differenzierung der drei gemessenen Metaboliten.

Analyse von Bisphenol A in Speichel und Serum
Bisphenol A (BPA) ist ein Umwelttoxin, das in verschiedene physiologische Regelkreise eingreift. Neben seiner gut untersuchten Wirkung auf das Hormonsystem interferiert BPA mit der Darm-Hirn-Achse und fördert die Entstehung des metabolischen Syndroms (siehe „Wissenschaft am IMD“). Bisher konnte BPA nur im Speichel untersucht werden, um die orale Exposition aus Dentalkunststoffen zu quantifizieren. Ab sofort können Sie auch die Serumanalyse von Bisphenol A über das IMD beauftragen. Die Analytik erfolgt in einem Partnerlabor (Selbstzahler 68,20 Euro).

Drei pharmakogenetische Untersuchungen neu im EBM-Katalog
Die Bedeutung der Bestimmung des Metabolisierungsstatus vor Arzneimittelgabe nimmt stetig zu. In diesem Zusammenhang wurden die unten aufgeführten Genotypisierungen in den EBM-Katalog aufgenommen. Sie sind jeweils einmal im Krankheitsfall abrechenbar.
CYP2D6-Genotypisierung vor Gabe von Inhibitoren der Glukozerebrosid-Synthase bei Morbus Gaucher Typ 1 (Ziffer 32865)
CYP2C9-Genotypisierung vor der Gabe von Siponimod bei sekundär progredienter Multipler Sklerose (Ziffer 32866)
CYP2C19-Genotypisierung (Bestimmung der Allele *2 und *3) vor der Gabe von Mavacamten bei symptomatischer hypertropher
obstruktiver Kardiomyopathie (NYHA-Klasse II-III) (Ziffer 32869).

UMJT 2024: Programm und Anmeldung nun online verfügbar
Im Mittelpunkt der Jahrestagung des Deutschen Berufsverbandes Klinischer Umweltmediziner (dbu) e.V. am 8./9.11.2024 in Berlin-Blankenfelde stehen die vielfältigen Beziehungen zwischen Ernährung und Immunsystem. Programm und Anmeldung sind nun online zugänglich:
Link zum Veranstaltungsflyer
Link zur Anmeldung

LABORPARAMETER – NEU ERKLÄRT

Koinfektion mit Bartonellen? VEGF als Hinweis bei Borreliose
Als Wachstumsfaktor in der Gefäßneubildung ist VEGF (vascular endothelial growth factor) an verschiedenen physiologischen und pathophysiologischen Prozessen beteiligt, z.B. Wundheilung, Schwangerschaft, Regeneration nach Infarkt, sowie Tumoretablierung/-progression. Eine zusätzliche labordiagnostische Bedeutung des VEGF im Serum beruht darauf, dass seine Expression durch Bartonellen induziert wird. Bartonellen sind Bakterien, die wie Borrelien von Zecken auf den Menschen übertragen werden. Ko-Infektionen sind keine Seltenheit, führen zu chronischer Immunaktivierung und können den Erfolg einer Borreliosetherapie limitieren. Bartonellen induzieren die Expression von VEGF, um eine bessere Durchblutung des befallenen Gewebes zu erreichen. Die Bildung neuer Blutgefäße im infizierten Gewebe verbessert die Versorgung dieser Zellen und bedingt so einen Überlebensvorteil der Erreger. Auf Grundlage dieses Zusammenhangs kann VEGF bei Borreliose einen Hinweis für oder gegen einen gleichzeitigen Befall mit Bartonellen liefern. Dieser Hinweis ist wertvoll, da der direkte Nachweis von Bartonellen sehr wenig sensitiv und die Serologie unzuverlässig ist.

DIE FRAGE AUS DER PRAXIS

Was ist die Aussage eines auffälligen Porphyrin-Musters?
Das Porphyrin-Muster im 2. Morgenurin ist ein Biomarker für die aktuelle Belastung mit Umwelttoxinen. Hintergrund dafür ist, dass toxische Metalle, Pestizide, Flammschutzmittel und andere Fremdstoffe Enzyme des Hämstoffwechsels stören, wodurch die Ausscheidung der entstehenden Metabolite (so genannter Porphyrine) verändert wird. Das im 2. Morgenurin gemessene Porphyrin-Muster ist als Screening geeignet, über das Patienten erkannt werden können, die in besonderem Maße von Belastung mit Umwelttoxinen betroffen sind. Gleichzeitig eignet sich das Porphyrin-Muster als Verlaufsparameter, um therapeutische Maßnahmen wie die Expositionsminderung und die Unterstützung der Entgiftung zu monitoren. Weitere Hintergrundinformationen und praktische Details finden Sie in unserer Diagnostik-Information (Link zum PDF). Zu beachten ist, dass sich das Porphyrin-Muster im 2. Morgenurin nicht zur Diagnostik genetisch bedingter Porphyrien eignet, deren Diagnostik sich in Indikation und Untersuchungsmaterial (24h-Sammelharn bzw. Stuhl) unterscheidet.

WISSENSCHAFT AM IMD

Bisphenol A-Exposition ist mit abdomineller Adipositas assoziiert
Es gibt immer mehr tierexperimentelle Hinweise darauf, dass Bisphenol A (BPA) mit metabolischen Risikofaktoren assoziiert ist. Vor diesem Hintergrund führten Wissenschaftler der Hunan Universität, Changsha, China, der Universität Heidelberg und dem IMD Berlin eine Meta-Analyse durch, um den Zusammenhang zwischen BPA und dem metabolischen Syndrom quantitativ zu bewerten (Link zum Originaltext). Vier elektronische Datenbanken wurden systematisch nach geeigneten Artikeln durchsucht. Insgesamt wurden 47 publizierte Studien eingeschlossen. Die Ergebnisse zeigten, dass das Risiko für abdominale Adipositas mit steigender BPA-Exposition deutlich zunahm. Die Zunahme des viszeralen Fettgewebes unter BPA-Belastung könnte eine zentrale ursächliche Rolle für die Assoziation zu metabolischen Risikofaktoren spielen: Im Gegensatz zum subkutanen Fett, das sich direkt unter der Haut befindet, ist viszerales Fett metabolisch aktiver und kann verschiedene proentzündliche Botenstoffe produzieren. Deren Ausschüttung fördert chronische Entzündungen und führt zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen, die mit Adipositas einhergehen, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes, Fettlebererkrankungen sowie Schlafapnoe.

FÜR SIE GELESEN

FGF23 ist ein wichtiger Laborparameter für die Verlaufskontrolle bei Herzpatienten
Tierexperimentelle Arbeiten zeigen, dass das aus Knochen ausgeschüttete FGF23 (Fibroblasten-Wachstumsfaktor 23) zur linksventrikulären Hypertrophie und letztendlich zur Herzinsuffizienz (HF) führen kann. Ziel einer aktuellen Studie war es, diesen Zusammenhang in den klinischen Alltag zu übersetzen und die prognostische Wertigkeit von intaktem FGF23 (iFGF23) bei HF-Patienten zu untersuchen (Vergaro et al., BMC Cardiovascular Disorders 2023; 23: 433). Es wurden 150 Patienten (82 % Männer; mittleres Alter 65 Jahre) mit stabiler HF und einer eingeschränkten linksventrikulären Auswurffraktion (LVEF) prospektiv in die Studie aufgenommen, gemäß den aktuellen Empfehlungen behandelt und über fünf Jahre beobachtet. iFGF23 wurde zu Beginn der Studie gemessen. Die ersten, zweiten und dritten iFGF23-Tertile waren < 35,2 pg/ml, 35,2-50,9 pg/ml und > 50,9 pg/ml. Die LVEF nahm vom ersten zum dritten iFGF23-Tertil ab (p = 0,014). Patienten mit der geringsten Auswurfleistung wiesen also die höchsten iFGF23-Konzentrationen im Serum auf. Darüber hinaus zeigte eine Multivarianzanalyse, dass iFGF23 unabhängig von anderen kardialen Prognosefaktoren wie Alter, Geschlecht, initialer LVEF, eGFR und NT-proBNP mit dem primären Endpunkt der Studie (Tod jeglicher Ursachen oder HF-Hospitalisierung innerhalb von 5 Jahren) assoziiert war. Die neuen Daten belegen einen Zusammenhang von iFGF23 im Serum mit der Schwere der Herzerkrankung und der Prognose bei reduzierter und leicht reduzierter Ejektionsfraktion. Die FGF23-Synthese wird unter anderem durch die Phosphatzufuhr mit der Nahrung, aber auch durch Vitamin D-Metabolite reguliert. Bei Patienten mit Herzinsuffizienz ist es daher aus präventivmedizinischer Sicht wichtig, durch eine optimale Vitamin D-Versorgung und Phosphatzufuhr die iFGF23 Spiegel (im Serum messbar, siehe 2- und 6-seitiger Anforderungsschein Spezielle Immundiagnostik) möglichst niedrig zu halten.

Mikroplastik und Nanokunststoffe sind assoziiert mit Myokardinfarkt, Schlaganfall und Mortalität bei Patienten mit vorbestehender Artherosklerose
Präklinische Studien haben Hinweise gefunden, die Mikroplastik und Nanokunststoffe (MNPs) als potenzielle Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in den Fokus rücken. Direkte Beweise für ihre Bedeutung im Menschen fehlen jedoch. Hier setzt eine aktuelle prospektive, multizentrische  Beobachtungsstudie an (Marfella et al., New England Journal of Medicine 2024; 390:10). Untersucht wurden Patienten, die sich wegen einer  asymptomatischen Karotiserkrankung einer Karotisendarteriektomie unterzogen. Die entfernten Plaques wurden mikroskopiert und visuell auf Einlagerung von MNPs untersucht. Im nächsten Schritt verfolgten die Wissenschaftler die weitere Entwicklung der Patienten über 34 Monate. Primärer Endpunkt war eine Kombination aus Myokardinfarkt, Schlaganfall oder Tod aus jeglicher Ursache. Die Auswertung zeigte eindeutig eine Häufung schwerer kardiovaskulärer Ereignisse und Todesfälle in der Patientengruppe mit MNP-Einlagerung in den Karotisplaques, im Vergleich zu Patienten mit ähnlich hochgradiger Karostisstenose ohne sichtbare MNP-Belastung. Die neue Studie untermauert damit einmal mehr die Bedeutung von Umweltbelastungen für die Entwicklung entzündlicher Erkrankungen und rückt dabei die Rolle der Mikroplastik-Kontaminationen in den Vordergrund. Ein Nachweis in der Blutzirkulation des Menschen ist bisher in der Routinediagnostik nicht verfügbar und wird nicht zuletzt durch den Abrieb von Mikroplastik aus den Monovetten erschwert.

FORTBILDUNGEN

Online-Seminare

15.05.2024    
19 - 21 Uhr

Ernährung und Probiotika bei leaky gut und Dysbiose personalisierte Therapien?
Programm und Anmeldung 

Ärztin Andrea Thiem 
Dr. rer. nat. Christiane Kupsch
12.06.2024    
19 - 21 Uhr
„Stress“ als Triggerfaktor entzündlicher Multisystemerkrankungen –
welche Labortests eignen sich zu Objektivierung und Verlaufskontrolle?

Programm und Anmeldung 
 
Dipl.-Biochem. Christine Lenz 
Ärztin Andrea Thiem 
18.09.2024
19 - 21 Uhr
Metallbelastung als Mit-Auslöser von Autoimmunerkrankungen?
Neue Erkenntnisse angewandt in Diagnostik und Therapie!

Programm und Anmeldung
 
Volker Engelhardt
Dr. rer. nat. Katrin Huesker
Dr. rer. nat. Brit Kieselbach
09.10.2024
19 - 21 Uhr
Zytokinmessungen in Stuhl und Speichel – Indikationen und diagnostische Bedeutung
Programm und Anmeldung
 
Dr. rer. nat. Cornelia Doebis 
Dipl.-Biochem. Christine Lenz 
Dr. rer. nat. Anne Schönbrunn
 

Präsenz-Fortbildungen

03.-04.05.2024
in Kassel
15. Jahrestagung der DEGUZ:
"Diversität in der Umwelt-ZahnMedizin"
Programm und Anmeldung

 
Deutsche Gesellschaft für
Umwelt-ZahnMedizin e. V.

25.05.2024
in Warnemünde

7. Rostocker Tag „Mitochondriale Medizin für die Praxis“
Programm und Anmeldung
PD Dr. med. Bodo Kuklinski & Wolfgang Bönsch
07.-08.06.2024
in Berlin 

dbu: Refresher-Kurs Toxikologie
Programm und Anmeldung
 

Deutscher Berufsverband
Klinischer Umweltmediziner e. V.
26.06.2024
in Berlin
Mikrobiomanalysen und Atemgastests in der Darmdiagnostik
Programm und Anmeldung

 
IMD Berlin MVZ
10.07.2024
in Berlin
Stuhldiagnostik am Puls der Zeit
Programm und Anmeldung

 
IMD Berlin MVZ
08.- 09.11.2024
in Berlin-Blankenfelde
22. Umweltmedizinische Jahrestagung | Immunsystem und Ernährung
Programm und Anmeldung

 
Deutscher Berufsverband Klinischer Umweltmediziner e. V

Kurse und Curricula

Ausbildung zum Therapeuten für Funktionelle Medizin
Termine und Anmeldung
 
Europäische Gesellschaft Funktionelle Medizin e. V.
Ausbildung zum Orthomolekular-Therapeuten
Termine und Anmeldung

 
Forum Orthomolekulare Medizin in Prävention
und Therapie e. V.
DEGUZ Kompakt-Curriculum Umwelt-ZahnMedizin
Termine und Anmeldung
 
Deutsche Gesellschaft für Umwelt-ZahnMedizin e. V.
Kairos-Inspirationstage: Erfüllung und Selbstbestimmung im Heilberuf
Termine und Anmeldung
 
Kairos –
Institution für medizinische und persönliche Transformation
Multisystemerkrankungen
Termine und Anmeldung
 
Medizin 3.0. 
Dr. rer. nat. Marco Schmidt
Weiterbildung der Ärztegesellschaft für Klinische Metalltoxikologie (KMT)
„KMT-Curriculum“

Programm und Anmeldung
 
Ärztegesellschaft für Klinische Metalltoxikologie e. V.

Informationen zu Programm und Referenten sowie zur Anmeldung für diese und weitere Fortbildungen finden Sie unter:  Fortbildungen

REDAKTION UND INHALTLICHE BETREUUNG

Dr. med. Volker von Baehr ()
Dr. rer. nat. Cornelia Doebis (Biomarker & Durchflusszytometrie - )
Prof. Dr. med. Oliver Frey (Immundefektdiagnostik & Immunphänotypisierung - )
Prof. Dr. med. Berthold Hocher (Endokrinologie - )
Dr. rer. nat. Katrin Huesker (Spurenelemente & Metalle -
Dr. rer. nat. Brit Kieselbach (Autoimmunologie - )
Dr. rer. nat. Anna Klaus (Allergie - )
Dr. rer. nat. Christiane Kupsch (Mikrobiomanalytik - )
Dr. rer. nat. Anne Schönbrunn (Funktionelle Immundiagnostik - )
Dr. rer. nat. Sabine Schütt (Immungenetik - )
Andrea Thiem, Praktische Ärztin (Mikrobiom & Orthomolekulare Medizin - )