Zellulärer Immunstatus
Allgemein
Der quantitative zelluläre Immunstatus (Syn. Lymphozytendifferenzierung; quantitatives Immunprofil) gibt Auskunft über die numerischen Verhältnisse und den Aktivierungszustand der Immunzellen im Blut. Die Untersuchung des quantitativen zellulären Immunstatus ist indiziert, wenn die klinische Symptomatik des Patienten primäre oder sekundäre Störungen im zellulären Immunsystem vermuten lässt.
Was sagen die Ergebnisse aus?
Für eine effiziente Immunabwehr sind eine Mindestmenge an Granulozyten und Monozyten (unspezifische Abwehr) sowie an T-, B- Lymphozyten und NK-Zellen notwendig. Die Bewertung der Zellzahlen sollte immer unter Berücksichtigung des Alters, klinischer Gesichtspunkte (z.B. durchgeführte therapeutische Maßnahmen) und nach dem Verlauf erfolgen, da geringgradige Normabweichungen häufig auch beim Gesunden auftreten. Verschiebungen der T-Zellsubpopulationen (v.a. CD4/CD8-Ratio; regulatorische T-Zellen; Naive/Memory/Effektor-T-Zellen) oder der NK-Zellen geben wichtige Zusatzinformationen über krankheitsassoziierte Störungen und Fehlregulationen. Die Ergebnisse des quantitativen zellulären Immunstatus sind ein Beitrag zur Diagnosestellung, zur Verlaufsbetrachtung aktiver Immunprozesse bei chronischen Infektionen, Autoimmunopathien oder Malignomen.
Warum wird die Immunaktivierung gemessen?
Aussagen zur Funktionalität der Immunzellen sind jedoch mit der quantitativen Untersuchung nur schwer möglich. Der zelluläre Aktivierungsgrad (Anzahl HLA-DR+ oder CD25+ T-Zellen) stellt den einzigen Hinweis auf die Reaktionsfähigkeit der T-Zellen dar. Die Bestimmung ist jedoch wichtig, da das Ausmaß der T-zellulären Aktivierung im Rahmen von Immunprozessen (z.B. bei Virusinfektionen) anzeigt, ob eine Auseinandersetzung des Immunsystems mit Erregern stattfindet. Die T-zelluläre Aktivierung wird auch zur Aktivitätsbeurteilung von Autoimmunerkrankungen, Sarkoidose, Transplantatreaktionen und einigen Malignomen herangezogen, wobei beachtet werden muss, dass stets ein Teil der aktivierten Zellen die Blutbahn verläßt, um an die Infektionsorte zu gelangen.
Profile und Indikationen für eine Lymphozytendifferenzierung
Basisprofil | T-, NK-, B-Zellen, CD4+, CD8+, Ratio, Naive und Memory T-Zellen, aktivierte T-Zellen |
Indikationen |
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Profil Immunkompetenz | T-, NK-, B-Zellen, CD4+, CD8+, Ratio, CD8-Subpopulationen (Naive, Memory, Effektor), präaktivierte & aktivierte T-Zellen, CD31-Thymusreserve, Treg-Zellen (inkl. CD39+) |
Indikationen |
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Lymphom-Screening /-Typisierung | Suche nach lymphoproliferativen Erkrankungen (Lymphome) der T-, B- und NK-Zell-Reihe (polyklonale vs. monoklonale Vermehrung) anhand der WHO-Klassifikation 2016 (nähere Informationen in der Diagnostikinformation Nr. 165). |
Indikationen |
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Profil Immundefekt | T-, B-, NK-Zellen, CD4+, CD8+, Ratio, CD4 und CD8-Subpopulationen (Naive, Memory, Effektor), CD31-Thymusreserve, aktivierte T-Zellen, B-Zellsubpopulationen (Transitional, Naive, Memory und Plasmazellen inkl. IgD, IgM, IgG1-4 und IgA1-2 sowie CD21low-Anteil) |
Indikationen |
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Methodik
Die Immunphänotypisierung des Blutes beruht auf der selektiven Erkennung von Zelloberflächenantigenen durch Fluoreszenzfarbstoff-markierte monoklonale Antikörper mittels Zytofluorometrie (FACS). Zur Quantifizierung der Lymphozytensubpopulationen dienen monoklonale Antikörper gegen zelluläre Antigene, die linienspezifisch und relativ konstant exprimiert werden (z.B. CD3 für T-Zellen, CD19 für B-Zellen, CD16/56 für NK-Zellen usw.). Andere, variabel exprimierte Antigene geben uns Auskunft über den Aktivierungszustand der Zellen (z.B. HLA-DR auf aktivierten Effektorlymphozyten).